Knapp 200 Mitglieder und rund 30 Gäste seitens SRG und SRF sind der Einladung zu unserer 97. Generalversammlung an der FHNW in Muttenz gefolgt. Der einleitende Programmteil mit Patrick Künzle, Leiter des Regionaljournal BS BL, widmete sich der Frage nach der Zukunft des Lokaljournalismus. Die statutarischen Geschäfte wurden alle mit grossem Mehr verabschiedet.

In seinem einleitenden Grusswort verdankte Gilles Marchand, Direktor SRG SSR, erstmal die journalistischen Leistungen der SRG-Mitarbeitenden, die insbesondere in Krisenzeiten wie der andauernden Kriegssituation im Osten Europas und der damit verbundenen (Rohstoff-)Krise, vom Publikum gesucht und geschätzt werden. Dieses entgegengebrachte Vertrauen festige die Legitimität der SRG und ihrer Programme.

Gleichzeitig betonte er, dass die SRG seit gut 10 Jahren mit grossen politischen Herausforderungen konfrontiert sei und dies so bleiben werde. Wie bekannt, wurde eine Volksinitiative zur Reduktion der Medienabgabe auf 200 CHF angekündigt. Bei Annahme dieser Initiative und der damit verbundenen starken Reduzierung des Budgets wäre die heutige dezentrale Struktur der SRG nicht mehr finanzierbar. Die Folge wäre eine weitgehende Zentralisierung, auch zum Nachteil der regionalen Berichterstattung und Verankerung. Ein harter Schlag für den Medienplatz Schweiz und insbesondere für die Schweizer Film-, Musik- und Sportbranche. Die SRG werde sich dieser Herausforderung aber mit Bedacht, Überzeugungskraft und dem notwendigen Selbstbewusstsein stellen, so Gilles Marchand.

«Lokaljournalismus ist die Königsdisziplin»

Warum die Verankerung der SRG in den Regionen so wichtig ist, konnte Patrick Künzle, Redaktionsleiter des «Regionaljournal BS BL», überzeugend darlegen. Selbstverständlich hoffe er, dass der Lokaljournalismus eine Zukunft habe. Man müsse ihm aber auch Sorge tragen, denn Journalismus aus der Region für die Region sei keine Selbstverständlichkeit. Am Beispiel von Salinas zeigte Künzle eindrucksvoll, warum die 160'000 Einwohner:innen zählende Stadt in Kalifornien selbst über eine Überschwemmung im Ort nicht mehr informiert werden. Der letzte Journalist der über 150 jährigen Lokalzeitung «Salinas Californian» hat gekündigt, die Zeitung wurde von einem grossen Verlagshaus übernommen und der Inhalt der Zeitung wird jetzt woanders produziert.

Auf dem Platz Basel gebe es zwar noch deutlich mehr Player im Lokaljournalismus, aber auch hier seien die Redaktionen aufgrund Medienkonzentration und Fachkräftemangel herausgefordert. Auch das Regionaljournal tue sich schwer, gute neue Journalist:innen zu finden, langjährige Teammitglieder suchten wiederum den Sprung in die Ausland- oder Inlandredaktion von SRF.

Patrick Künzle ist dennoch überzeugt: Lokaljournalismus ist die Königsdisziplin! Hier wachsen journalistische Talente, die Nähe zu den Sachverhalten und Personen, über die man berichtet, erfordern einen verantwortungsvollen Umgang - Fehler in der Berichterstattung würden wahrgenommen und beanstandet. Hörer:innen könnten überprüfen, ob das, was berichtet wird auch stimmt. Und das Regi biete im Rahmen seiner ausführlichen politischen Berichterstattung aus den beiden Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft wichtige Grundlagen für den politischen Prozess in der Region. Gründe genug, warum SRF als gebührenfinanziertes Medienunternehmen auch zukünftig aus den Regionen berichten müsse, schliesst Patrick Künzle sein flammendes Plädoyer.

Ausblick: Ausserordentliche GV im Herbst

Im Rahmen der für den 28. November 2023 angekündigten ausserordentlichen Generalversammlung sind die Wahlen für die nächste Amtsperiode 2024-2027 inklusive jener für ein neues Präsidium angesetzt. Die vorgesehene Revision der Statuten soll den zu erwartenden medienpolitischen Herausforderungen Rechnung tragen. Zudem wird die SRG Region Basel die Abschlussrechnung für das Bauprojekt «Wohnen Radio Basel» auf dem ehemaligen Studioareal an der Novarastrasse präsentieren können. Die Mitglieder erhalten zur gegebenen Zeit ihre persönliche Einladung.

Bilder: matthiaswilli.ch