«Streitpunkt SRG»: Wirtschaft im Fokus. Was braucht die Wirtschaft in der Region Basel - und was braucht SRF?

Gewünscht: Mehr Positives und mehr Offenheit

Am Podium der SRG Region Basel diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft und von SRF über die Wirtschaftsberichterstattung.

«Die Wirtschaft ist im Leben präsent, in den Medien ist sie aber nicht ganz so wichtig», konstatierte Moderator Matthias Zehnder zu Beginn der Veranstaltung «Streitpunkt SRG: Wirtschaft im Fokus» im Rahmen einer Presseschau und der Suche nach Wirtschaftsinhalten in den Tageszeitungen. Wenn medial über Wirtschaftsthemen berichtet wird, sei es oft zu negativ, zitierte Zehnder eine Studie aus dem Jahr 2023. Die SRG Region Basel wollte es genauer wissen und lud zusammen mit der Handelskammer beider Basel und dem Gewerbeverband Basel-Stadt Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaftsregion Basel zum öffentlichen Austausch im Auditorium der SRG im Meret Oppenheim Haus ein.

Neben ein wenig Lob gab es vor allem viel Kritik. Die Arbeitgeber seien in den Medien immer «die Blöden», monierte Romy Schweizer, Geschäftsführerin der Schreinerei Robert Schweizer AG in der ersten Gesprächsrunde. «Ich wünsche mir eine positivere Berichterstattung und mehr Regionalität beim Thema Wirtschaft», sagte Schweizer. Andreas Meyer, Geschäftsführer der Emil Landsrath AG, kritisierte, dass bei SRF die Arbeit zu oft als etwas Negatives, Belastendes dargestellt würde, obwohl für viele Menschen Arbeit bereichernd sei. Auch erhielten KMU zu wenig Aufmerksamkeit, fand Meyer. Maurus Ebneter, Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt, forderte generell eine «neutrale, faire und differenzierte Berichterstattung» und dass die Vielfalt der Wirtschaft abgebildet wird. Ebneter machte kein Geheimnis daraus, dass er mit der Wirtschaftsberichterstattung von SRF aktuell nicht zufrieden ist.

Mehrfach wurde von den Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft der Wunsch geäussert, dass der Alltag in den Unternehmen mehr Beachtung erhält. Moderator Matthias Zehnder gab zu bedenken, dass die Wirtschaftsthemen in den Medien am wenigsten nachgefragt werden. Für Thomas Meier, CEO der Bachem Group, bräuchte es mehr Nähe von den Journalistinnen und Journalisten zur Wirtschaft, um dies zu ändern. Nadia Tarolli, Partnerin bei Vischer und Bankrätin der Basellandschaftlichen Kantonalbank, empfindet die Wirtschaftsberichterstattung bei SRF als wenig ausgewogen. Oscar Elias, CEO der Stamm-Bau AG, plädierte für mehr investigativen Journalismus und dass SRF mehr in die Arbeit der Unternehmen eintaucht.

Doch wie offen sind die Unternehmen gegenüber Medienschaffenden? Diese Frage kam in der Gesprächsrunde mit Journalistinnen und Journalisten von SRF auf. «Lassen sie uns herein mit den Leuten reden und nicht nur mit den Mediensprechern», forderte SRF-Wirtschaftsredakteurin Isabel Pfaff in Richtung der Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter. Das nötige «Geben und Nehmen» zwischen Medien und Wirtschaft sei nicht immer vorhanden, analysierten Tobias Bossard, TV-Korrespondent Basel und Wirtschaftsredaktor bei SRF, und Andi Lüscher, Co-Leiter Fernseh-Wirtschaftsredaktion und Moderator bei SRF.

Auch wenn er Nähe zur Wirtschaft begrüssen würde, brauche es weiterhin eine kritische Distanz zwischen Medien und Unternehmen, betonte Bossard. SRF könne nicht wie ein Sprachrohr im Namen eines Unternehmens alles ungefiltert wiedergeben. Dem Vorwurf, SRF berichte zu negativ, widersprachen die drei Medienschaffenden indes nicht. «Es braucht einen Kulturwandel», gab Tobias Bossard zu.

Nadia Pfaff, Andi Lüscher und Tobias Bossard verwiesen auf Formate und Inhalte, die positive Aspekte der Wirtschaft beleuchten und in denen Unternehmen eine Plattform erhalten. Diese Angebote von Seiten SRF müssen von der Wirtschaft eben auch angenommen werden, mahnte Pfaff. Aus Basler Sicht erinnerte Bossard daran, dass er Themen stets in Zürich durchsetzen müsse und erst noch die Ressourcen vorhanden sein müssen, um eine regionale Wirtschaftsgeschichte abhandeln zu können.

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