Programmkommission

Im Zeichen der Digitalisierung

Thematisch stand die Digitalstrategie von SRF gleich mehrfach auf der Agenda der Programmkommission: zunächst kreiste die Diskussion rund um die Abschaffung der regionalen Landingpages im Internet, dann um die Umsetzung der neuen Digitalstrategie der Regionaljournale. Dazu kam, dass die Sitzungen aufgrund der Coronakrise und der damit verbundenen Restriktionen mehrheitlich per Videokonferenz stattfanden. Das hat dem Austausch aber nicht geschadet: Die Diskussionen über Zoom waren sachorientiert und intensiv. Gleichwohl hat natürlich der persönliche Austausch gefehlt.

Ein wichtiges Thema für die Programmkommission (PK) der Region Basel war der SRF-Entscheid von September 2020, die Online-Berichterstattung der Regionaljournals abzuschaffen. Neu werden seither die Beiträge der Regionaljournale nicht mehr in einer eigenen Regional-Rubrik publiziert (in Basel bisher www.srf.ch/basel), sondern nur noch ausgewählte Beiträge unter der Rubrik «Schweiz» in die Inland-Berichterstattung integriert (www.srf.ch/news/schweiz). Diesem Thema haben wir uns 2021 gleich dreimal gewidmet:

1. Im Februar haben wir uns mit Dieter Kohler, dem scheidenden Leiter des Regionaljournals, über die neue Digitalstrategie unterhalten. Die Befürchtung war gross, dass die Arbeit des Regionaljournals in der Region weniger sichtbar sei, dass sich vor allem Meinungsmacher:innen, die nicht jede Sendung live verfolgen, nicht mehr online darüber orientieren können, über was das Regionaljournal berichtet hat.

2. Die Bedenken in den Regionen haben dazu geführt, dass sich im März zum ersten Mal überhaupt die PK-Präsidenten der Mitgliedgesellschaften zu einer gemeinsamen Sitzung (per Zoom) getroffen und über die digitale Ausdünnung der Regionalberichterstattung ausgetauscht haben. Dabei kamen fünf der sechs PKs – nämlich Aargau Solothurn, Bern Freiburg Wallis, Ostschweiz, Region Basel und Zentralschweiz – zu einem gemeinsamen Schluss: Sie kritisierten, dass nicht mehr «aus der Region für die Region», sondern «aus der Region für die Schweiz» berichtet wird. Das führe unter anderem dazu, dass Themen, die in der jeweiligen Region selbst als wichtig und relevant erachtet werden, digital nicht mehr vorhanden oder erkennbar sind. - > Medienmitteilung der Programmkommissionen

3. Im November hat sich die PK von Patrick Künzle, neuer Leiter des Regionaljournals, und Benedikt Erni, verantwortlicher Redaktor für die digitale Berichterstattung, über die ersten Erfahrungen hinsichtlich der Umsetzung der neuen Digital-Strategie informieren lassen und diese diskutiert. Die Strategie zahlt sich in puncto Anzahl der Klicks aus: Die Beiträge aus der Region erhalten im nationalen Schaufenster deutlich mehr Aufmerksamkeit. Die Basler Redaktion scheint dabei ihren Job sehr gut zu machen: Themen aus Basel schaffen es jedenfalls recht häufig in den Inlandteil der Website respektive News-App. Auf der Strecke bleibt dabei (im digitalen Raum) aber der Service für die Region Basel. Bedenklich an dieser Strategie ist, dass SRF ganz offensichtlich Klickzahlen höher wertet als den regionalen Service public. Dieses Denken verabsolutiert Klickzahlen zu einer unbedingten Währung – gerade der Service public müsste dabei die Relevanz in den verschiedenen Regionen hoch gewichten.

Auch in den übrigen Sitzungen, etwa in der Auseinandersetzung mit der Strategie «SRF 2024» oder mit Religions- und Wissensthemen ist die Programmkommission immer wieder auf dieses Dilemma gestossen: Es besteht die Gefahr, dass die grössere Reichweite schnell auf Kosten von inhaltlicher Tiefe geht. Vor allem dann, wenn der Anspruch, «für alle» Inhalte produzieren zu wollen, übersetzt wird in möglichst grosse Reichweite. Das führt, gerade in Spezialthemen wie «Religion» oder «Literatur», aber auch bei der regionalen Ausdifferenzierung notwendigerweise zu einer Nivellierung nach unten. Werden alle Angebote immer auf möglichst grosse Reichweite «für alle» getrimmt, ist das Resultat kein Service für alle, sondern eine Suppe der Beliebigkeit, die am Ende niemanden mehr interessiert. Wir werden die Entwicklung seitens Programmkommission deshalb weiterhin gespannt verfolgen.

Matthias Zehnder, Präsident Programmkommission

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