«Der neue Standort erlaubt uns grosse Flexibilität»

Der Bau des Meret Oppenheim-Hochhauses unmittelbar am Basler Bahnhof SBB hat im Sommer 2016 ­begonnen. Im Neubau entsteht auf drei Stockwerken auch der neue Studiostandort Basel SRF. ­Gesamtprojektleiter René Schell erklärt, warum die Planung so anspruchsvoll war.

René Schell, das neue Studio Basel wird als vollkonvergenter Standort gebaut. Was bedeutet das?

Unsere Studios werden von drei Vektoren getragen: von Radio-, Fernseh- und Online-Redaktionen. An herkömmlichen SRF-Standorten arbeiten diese Bereiche meist getrennt voneinander. Doch in vielen Bereichen ergeben sich Schnittstellen. Ein möglicher und nötiger Informations- und Materialaustausch ist bisher aber nur unter erhöhtem Aufwand möglich. Der neue Standort Basel vereint alle drei Vektoren an einem einzigen Ort, sodass das Konzept der Konvergenz – der bereichsübergreifenden Arbeit – auf alle drei Vektoren angewendet wird.

Wird dieses Konzept in Basel zum ersten Mal angewendet?
SRF setzt das Konvergenzmodell bereits seit 2011 um. Aber in Basel wird zum ersten Mal ein Standort explizit nach diesem Prinzip geplant. Er wird zum Hauptsitz der Kultur von SRF für Radio, Fernsehen und Online.

Was gab den Ausschlag dafür, dies im neu entstehenden Meret Oppenheim-­Hochhaus zu realisieren?
Die kurze Gehdistanz zum Bahnhof war massgebend. Das Gebäude bietet zudem genügend Platz, um im Erdgeschoss ein Auditorium mit Sitzplätzen für 100 Personen zu bauen. Dort sind regelmässige öffentliche Publikumsveranstaltungen geplant. Zudem musste auch ein Ersatz für die bisherigen Hörspielstudios am alten Standort auf dem Bruderholz gefunden werden. Geeignete Räume dafür sind rar, denn sie müssen aus akustischen Gründen eine Mindesthöhe von vier Metern aufweisen. Unser Glück war, dass die SBB als Bauherrin im Erdgeschoss des Hochhauses ohnehin Räumlichkeiten in diesen Dimensionen geplant hatten. Die Hörspielstudios werden als «schwimmende Räume» ohne feste Verbindung zum Boden und zu den Wänden des Gebäudes gebaut: Sie müssen vor Schallübertragungen und Erschütterungen geschützt sein.

Vor welchen weiteren Herausforde­rungen standen Sie bei der Planung?
Die Unterbringung der verschiedenen Redaktionen auf drei Etagen muss gut überlegt sein. Denn in der sich schnell verändernden Medienwelt ist grosse Flexibilität gefragt. Aus baulichen Gründen – das Hochhaus weist im Innern eine Vielzahl von Stützsäulen auf – war zudem die Aufteilung der Arbeitsplätze eine Herausforderung.

Welche Lösung haben Sie gefunden?
Auf allen drei Stockwerken sind Open-Space-­Arbeitsflächen vorgesehen, die einzig durch Produktionsräume und vier ­Gebäudekerne gegliedert sind. Das erlaubt uns Flexibilität bei der Anordnung der ­Redaktionen und – entscheidend – der ­Gestaltung optimaler Workflows. Anpassungen an veränderte Nutzungen sind so schnell und einfach möglich.

Welche Merkmale weisen die einzelnen Etagen auf?
Auf allen Geschossen sind entlang der Fensterfront ruhige Redaktions- und Büro­arbeitsplätze vorgesehen. Im ersten Stock befindet sich in der Mitte des Gebäudes ein zentraler Newsroom. Dort wird im Sinne der Konvergenz redaktions- und bereichsübergreifend gearbeitet. Um den Austausch und Informationsfluss zu fördern, haben wir zusätzlich einen internen Treppenaufgang über die drei Etagen geplant. Das zweite Stockwerk geht in der Gebäudemitte auf einen Innenhof hinaus. In der dritten Etage sind die Fernsehredaktionen untergebracht. Hier verteilen sich die Arbeitsplätze bis in die Gebäudemitte. So bringen wir insgesamt 270 Arbeitsplätze unter, an denen 320 Mitarbeitende arbeiten können.

Meret Oppenheim-Hochhaus (Visualisierung: Herzog & de Meuron)

Alles unter einem Dach

Für den neuen Studiostandort Basel mietet sich SRF auf 8000 Quadratmetern Nutzfläche im Erdgeschoss und auf den ersten drei Etagen des neu entstehenden Meret-Oppenheim-Hochhauses am Basler Bahnhof SBB ein. Eigentümerin des Gebäudes, das auch Wohnungen und weitere Büros umfasst, sind die SBB. Nebst einer öffentlichen ­Kaffeebar, die SRF von einem Pächter betreiben lässt, befinden sich eben­erdig das Auditorium und die Hörspielstudios. Im ersten Obergeschoss sind die Wort-Redaktionen von SRF Kultur, die Onlineredaktion sowie die Redaktion Hörspiel und Satire untergebracht. Auf der zweiten Etage befinden sich die Musikredaktionen SRF 2 Kultur und SSATR, die Regionalredaktion BS BL und die TV-Korrespondenten. Auch die Abteilungsleitung Kultur und die Geschäftsstelle SRG Region Basel sind hier angesiedelt. Für Dokumentation und Archive ist auf dem ersten und zweiten Geschoss Platz. Der dritte Stock wird von den Fernsehredaktionen von «Kulturplatz», «Einstein» und den «Sternstunden» belegt. Dazu kommt der ICT-Support und der Produktionssupport tpc. SRF und tpc investieren 26 Millionen Franken in den ­neuen Standort, der 2019 in ­Betrieb genommen wird. Die SRG Region Basel trägt fünf Millionen Franken dazu bei.

Magische Momente am Meret Oppenheim-Platz

SRG Region Basel-Vorstandsmitglied Renatus Zürcher begleitet den Bau des neuen Standorts mit seiner Lochbildkamera. Die Ergebnisse sind etwas Besonderes: Mit Feingefühl hält er die Poesie einer Baustelle fest und regt zu freudiger Erwartung an: Alle Fotografien sind in einer Fotogalerie versammelt. Sie wird laufend ergänzt.

Text: Julia Konstantinidis

Bild: Diener & Diener Architekten (Visualisierungen)

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